weh' uns(9:48) schweizer/schweizer

wenn ich an den himmel schau´, seh´ ich die sonne sterben.

wenn ich aus dem fenster schau´, seh´ ich regen verderben.

wenn ich an der küste geh´, seh´ ich, alles ist zerstampft,

wenn ich auf die berge geh’, seh’ ich, alles ist verdampft.

 

und als ich die menschen sah,

war alles wirklich wahr?

zerfetzte leiber, rote welt.

zerfressene gesichter, entsetzlich entstellt.

gebeine gebleicht von blutiger sonne.

gedärme am boden stinkend und faul.

zerquetschte visagen ohne sieg, ohne wonne,

mit gläsernen augen und offenem maul

blutige schädel von etwas zerstört.

verzweifelte schreie von niemand gehört.

ein zitternder körper zerfressen von blei,

noch ein letztes zucken: dann ist´s vorbei.

 

und neben mir steht ein general,

den finger noch auf dem roten knopf.

und sein gesicht, das lächelt brutal,

er schüttet staunend seinen kopf. 

weh´ uns, es kommt der tag,

weh´ uns, wenn´s an uns lag.

 

 

all dieses wird eintreffen, wenn ihr nicht nein sagt.

denn dann wird der letzte mensch, mit zerfetzten gedärmen und verpesteter lunge antwortlos und einsam unter der giftigen glühenden sonne und unter wankenden gestirnen umherirren, einsam zwischen den unübersehbaren massengräbern und den kalten götzen der gigantischen, betonklotzigen, verödeten städte, der letzte mensch, dürr, wahnsinnig, lästernd, klagend und seine furchtbare klage: »warum?« wird ungehört  in der steppe verrinnen, durch die geborstenen ruinen wehen, versickern im schutt der kirchen, gegen hochbunker klatschen, in blutlachen fallen, ungehört, antwortlos, letzter tierschrei des tieres mensch.

 

all dieses wird eintreffen, morgen, morgen vielleicht,

vielleicht heute nacht schon, vielleicht heute nacht,

wenn ihr nicht nein sagt.


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